Thema: Deutsche Nationalmannschaft So 17 Nov 2013 - 11:52
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DFB hofft dennoch auf WM-Einsatz Nach Schockdiagnose! Khedira erfolgreich am Kreuzband operiert
Das 100. Jubiläumsspiel als Bundestrainer ließ Joachim Löw nach dem 1:1 gegen Italien in Mailand mit seinem Trainerstab, Manager Oliver Bierhoff und einem Glas Rotwein ausklingen. Zum Feiern war dem Chefcoach allerdings nicht zu Mute. Für Frust sorgte die schlimme Nachricht von Sami Khedira, der sich bei einem unglücklichen Tackling gegen Andrea Pirlo eine schwerwiegende Knieverletzung zuzog und schon am Samstag erfolgreich beim Augsburger Kniespezialist Dr. Ulrich Boenisch operiert wurde.
Das Ergebnis der Kernspin-Untersuchung am Freitagnacht bestätigte die Befürchtungen. Khedira zog sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen Innenbandriss im rechten Knie zu und wird damit aller Voraussicht nach für den Rest der Saison und die WM ausfallen, auch wenn man beim DFB die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat. "Sami muss operativ behandelt werden, wir haben die Hoffnung, dass er zu Beginn der WM wieder gesund ist", sagt Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth. Bundestrainer Joachim Löw ergänzt: "Das ist ein bitterer Rückschlag für Sami und uns alle. Er ist auf und neben dem Platz eine ganz große Kämpfernatur und Persönlichkeit. Er denkt immer positiv. Das wird ihm helfen, und daher bin ich auch optimistisch, dass er rechtzeitig bis zum Anpfiff der WM in Brasilien wieder fit wird. Wir wünschen ihm alles Gute und drücken ihm die Daumen, dass die Operation gut verläuft und er schnell in die Reha einsteigen kann."
Gerade im defensiven Mittelfeld, über Jahre hinweg das Prunkstück der Nationalelf, werden die Personalsorgen immer größer. Wann die verletzten Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündogan wieder gesund in Form kommen werden, lässt sich derzeit verlässlich nicht prognostizieren. In Mailand kopierte Löw schon einmal Pep Guardiolas Bayern-Variante mit Philipp Lahm im Mittelfeld-Zentrum, stellte allerdings zugleich klar, dass dies kein richtungsweisender Positionswechsel im Hinblick auf die WM gewesen sei: "Ich plane weiter mit ihm auf der rechten Seite." Das wäre in Bestbesetzung auch die beste Lösung. Da wusste Löw allerdings noch nicht um die Schwere der Khedira-Verletzung, die ihn nun möglicherweise zu einem erneuten Umdenken zwingt. Höwedes empfiehlt sich auf rechts
Höwedes empfahl sich in Mailand mit einer ansprechenden Vorstellung als Lahm-Alternative auf der rechten Seite. Ohnehin sammelte in Mailand die zuletzt berechtigterweise vielfach gescholtene Defensive Pluspunkte. Lediglich drei Chancen ließ man zu, gegen eine ausgebuffte Mannschaft wie Italien ein eindrucksvoller Wert. Entsprechend überschwänglich fiel Löws Lob für seine Abwehrspieler aus: "Wir sind insgesamt wahnsinnig gut in der Defensive gestanden und haben wahnsinnig gut verteidigt." Dies galt für Torschütze Mats Hummels, der allerdings das 1:1 durch einen Fehlpass einleitete. Dies galt noch mehr für Jerome Boateng, den zweikampfstärksten und besten Spieler an diesem Abend.
Als gescheitert muss Löw hingegen den Versuch betrachten, es in Abwesenheit der verletzten Platzhirsche Miroslav Klose und Marion Gomez ohne gelernten Mittelstürmer, dafür mit Mario Götze als sogenannte falsche Neun zu versuchen. Zumindest kann ein Götze in der Mailand-Verfassung, dem es an Wettkampfpraxis und -härte und auch an Zutrauen mangelt, diese schwierige Position als variabler Zentrumsstürmer nicht zufriedenstellend ausfüllen. Die deutsche Elf erspielte sich durch die sturmlose Aufstellung zusätzliche Anspielmöglichkeiten im Mittelfeld, kam aber praktisch überhaupt nicht gefährlich in den gegnerischen Strafraum. Bezeichnend dafür, dass die Chancen entweder aus Standards (Hummels, Höwedes), Einzelaktionen (Höwedes) oder Fernschüssen (Khedira, Schürle) entsprangen, nicht aber durch Angriffs-Kombinationen. Der für Götze eingewechselte Mesut Özil wirkte in der Rolle an vorderster Stelle gleichfalls deplatziert.
Neuer, Lahm und Özil reisen ab - Chance für Weidenfeller?
Ohne einen gelernten und formstarken Stürmer wird es allerdings schwer werden, in Brasilien die hochgesteckten Titelziele zu erreichen. Am Dienstag im Wembleystadion gegen England bietet sich Max Kruse die Gelegenheit, sich in Abwesenheit der verletzten Miroslav Klose und Mario Gomez zu bewähren. In der Startelf sollen dann auch Marco Reus, Marcel Schmelzer und der wieder genesene Per Mertesacker stehen. Und weil das Trio Özil, Lahm und Manuel Neuer bereits die Heimreise antreten darf, rückt auch das Debüt von Keeper Roman Weidenfeller näher. "Das Spiel gegen England ist für uns eine der letzten Gelegenheiten vor der Weltmeisterschaft, taktisch und personell noch einige Varianten zu testen. Philipp Lahm, Manuel Neuer und Mesut Özil gehören zum absoluten Stamm, für mich ist es jetzt wichtiger, anderen Spielern auf Schlüsselpositionen gerade gegen eine große Mannschaft wie England eine Bewährungschance zu geben", begründete Löw die Maßnahme auf der Website des DFB.