Dzaka: Mit Tabellenspitze beschäftige ich mich nicht
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TuS-Thomas Admin
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Thema: Dzaka: Mit Tabellenspitze beschäftige ich mich nicht Do 23 Jan 2020 - 14:19
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Dzaka: Mit Tabellenspitze beschäftige ich mich nicht
Seit dem 8. Januar bitten Trainer Anel Dzaka und Co-Trainer Admir Softic die erste Mannschaft der TuS Koblenz nach der Weihnachtspause wieder zum Training, um sich auf die am 29. Februar mit dem Heimspiel gegen Röchling Völklingen beginnende Restrunde der Fußball- Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar vorzubereiten. Kurios: Nach seiner Wahl zum Vorstand Sport im Dezember ist Softic faktisch Vorgesetzter, aber zugleich auch zweiter Mann hinter Dzaka im Trainerteam. Wie beide diese und auch andere Situationen meistern wollen, darüber sprachen wir mit dem sportlichen Führungsduo.
Herr Softic, Sie sind jetzt im Präsidium der Zuständige für „Sport“ und somit der Vorgesetzte des Trainers. Wie verträgt sich diese Rolle mit Ihrer Funktion im operativen Bereich als zweiter Mann hinter Trainer Anel Dzaka?
Es ist ja heutzutage nicht selten im Geschäft, dass der sportliche Leiter mit fußballerischen Entscheidungen konfrontiert wird, die direkt mit der Mannschaft zu tun haben. Wir haben eine ganz neue Ausrichtung im Verein und treffen gemeinsam wichtige Entscheidungen. Zuerst war ja Peter Auer für diese Funktion im Gespräch, da habe ich mir eigentlich noch keine Gedanken darüber gemacht. Aber ich nehme diese Führungsrolle jetzt an, als Athletiktrainer für die erste Mannschaft und die Jugend war ich ja ohnehin so etwas wie ein Bindeglied.
Haben Sie beispielsweise im engen Dialog mit dem Trainer das letzte Wort, wenn es um die Verpflichtung neuer Spieler geht? Oder ist so etwas auch grundsätzlich vom kompletten Vorstand abzusegnen?
Wir analysieren das im Trainerteam und treffen eine gemeinsame Entscheidung. Natürlich wird der Vorstand über solche Dinge informiert, er gibt ja auch die finanziellen Rahmenbedingungen vor. Bei der Verpflichtung von Lukas Hombach waren alle eingebunden – und am Ende auch zufrieden.
Werden Sie in dieser personellen Konstellation auch für die neue Saison planen?
Dzaka: Es wäre schön, wenn wir im Paket so weitermachen könnten. Also auch mit Peter Auer im Trainerteam. Allein erreichst du gar nichts.
Softic: Für mich wird sich eines ändern, ich werde als Aktiver aufhören. Ich mache den Weg frei für junge Spieler und möchte mich in meiner Rolle als Co-Trainer finden und weiterentwickeln. Mit etwas Abstand zum Geschehen auf dem Platz kannst du bessere Entscheidungen treffen. Ich habe zwar keine Trainerlizenz, aber ein abgeschlossenes Sportwissenschaftsstudium im athletischen Bereich. Mal schauen, ob ich nächste Saison beim Sportbund eine Ausbildung zur Trainer-B-Lizenz anfange. In naher Zukunft strebe ich aber keine Rolle als Cheftrainer an, das ist im Moment nicht meine Motivation. Ich möchte mich mehr im kaufmännischen Bereich entwickeln, um meine Aufgabe im Vorstand besser erfüllen zu können.
Finanzielle Engpässe waren über die Jahre bei der TuS ein Dauerthema. Was darf der Anhang nach der Wahl des neuen Vorstands fürs Jahr 2020 erwarten, einen rigiden Sparkurs? Oder hat die neue Führungsspitze bereits weitere Sponsoren gewinnen können, die eine finanziell solide und sportlich wieder bessere Zukunft versprechen?
Softic: Der Insolvenzverwalter kontrolliert die Übergabe und arbeitet noch eine Weile im Hintergrund weiter, das war auch Wunsch des Präsidiums. Die finanziellen Möglichkeiten sind wie auch schon vor der Saison begrenzt. Der Vorstand möchte diese Rahmenbedingungen aber deutlich verbessern. Seit der Wahl wird akribisch daran gearbeitet, wir haben erste Erfolge ja auch schon auf unserer Homepage veröffentlicht. Es bewegt sich alles in eine positive Richtung, von null auf Hundert wird das aber nicht gehen.
Zum Sportlichen: 33 Punkte aus 19 Spielen, Platz sechs. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Ausbeute in der Oberliga?
Dzaka: Das ist mehr als man erwarten konnte. Die junge Truppe hat sich wirklich beeindruckend geschlagen, das hätte doch vor Saisonbeginn keiner gedacht. Jeder einzelne Spieler hat sich nach vorne entwickelt. Schade, dass wir im Sommer die Abgänge von Felix Könighaus, Justin Klein und Alen Muharemi verkraften mussten, sonst hätten wir jetzt sicher noch mehr Punkte.
Der Abstand auf den Tabellenführer aus Mainz beträgt lediglich fünf Zähler. Geht da noch was nach oben?
Dzaka: Damit beschäftige ich mich nicht. Ich will wie immer jedes Spiel gewinnen. Wir werden intensiv und hart arbeiten und wollen uns Schritt für Schritt, Spiel für Spiel weiterentwickeln. Wir konzentrieren uns im Moment nur auf die Vorbereitung, damit wir das erste Heimspiel gegen Völklingen am letzten Februar-Wochenende erfolgreich bestreiten können. Über alles andere danach mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist.
Den Abgang von Amodou Abdullei hat die TuS durch die Verpflichtung vom Lukas Hombach kompensieren können. Sind in den nächsten Tagen noch weitere personelle Änderungen zu erwarten?
Dzaka: Schade, dass „Skala“ uns aus privaten Gründen verlassen musste. Aber mit „Luki“ haben wir einen guten Jungen hinzugewinnen können. Klar, wir könnten den einen oder anderen noch gut gebrauchen, aber das werden wir in Ruhe besprechen und erst bekannt geben, wenn es wirklich so weit sein sollte.
Setzen Sie perspektivisch auch aus Kostengründen weiterhin auf den Nachwuchs?
Dzaka: Das ist doch absoluter Schwachsinn, so eine Vorgehensweise mit Geldnot zu begründen. Ich hatte schon immer ein Herz für die Jugend. Unsere U19, die U17 und die U15 spielen in der Regionalliga. Gute Spieler bekommen immer die Chance, mir zu zeigen, ob sie das Zeug dazu haben, in der ersten Mannschaft zu spielen.
Softic: Das machen wir aus reiner Überzeugung. Man muss auch betonen, dass wir mit den jungen Spielern in den vergangenen Jahren absolut konkurrenzfähig waren. Wenn man ihnen das Vertrauen schenkt, entwickeln sie sich enorm weiter – Felix Könighaus und Leon Waldminghaus sind gute Beispiele. Marc Richter, Dominic Fuß, Leon Gietzen und Lukas Szymczak wollen wir da auch nicht vergessen.
Herr Dzaka, Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Wann werden Sie mit dem Vorstand über eine Verlängerung sprechen?
In ein oder zwei Wochen werden wir uns zusammensetzen und über die Zukunft sprechen. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Lösung finden werden.
Wo sehen Sie die TuS langfristig, sagen wir mal in fünf Jahren?
Dzaka: Das ist doch Quatsch, so etwas jetzt einschätzen zu wollen. Wichtig wäre es, in den nächsten Jahren die infrastrukturellen Umstände hier auf dem Oberwerth zu verbessern. Neue Kabinen, mehr Platzkapazitäten, vielleicht kann man da mit einem dringlichen Appell an die Stadt in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen etwas erreichen.
Stichwort anderer Verein. Halten Sie eine Kooperation mit Rot-Weiß für sinnvoll, um die Fußballstadt Koblenz auf Dauer wieder höher zu positionieren?
Dzaka: Wir haben uns neu aufgestellt und haben im Moment genug damit zu tun, auf uns selbst zu schauen. Natürlich geht gemeinsam vieles leichter. Aber es ist als Trainer nicht meine Aufgabe, darüber nachzudenken, sondern die des Vorstands.
Softic: Es gibt bereits eine Kooperation im Jugendbereich, was den Wechsel von Spielern betrifft. Wir haben ein faires Verhältnis. Aber dass wir geschlossen unter einem Dach arbeiten, das sehe ich nicht. Wir werden unseren Weg gehen. Rot-Weiß hat sich als Fußballverein in der Stadt gut entwickelt. Die sportliche Rivalität ist ja auch ein Motivationsschub für beide Vereine.
Welchen Satz würden Sie gerne nach dem letzten Saisonauftritt am 30. Mai in Pfeddersheim lesen?
Dzaka: „TuS Koblenz gewinnt Spiel“ – das würde mir schon reichen. Schön wäre auch: „Der Großteil des Kaders bleibt zusammen.“ Es ist natürlich prima, dass wir diesmal schon relativ früh planen und mit Spielern sprechen können, das erleichtert im Vergleich zu den vergangenen Jahren ungemein die Arbeit für die neue Saison.