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Thema: Sander: Wir sind kurz vor dem Ertrinken Fr 22 Dez 2017 - 10:16
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Sander: Wir sind kurz vor dem Ertrinken
Interview Trainer des Fußball-Regionalligisten TuS Koblenz mit düsterer Prognose – „Ich bin absolut enttäuscht über den derzeitigen Zustand“
Koblenz. 176 Pflichtspiele in der Summe hat Petrik Sander als Fußballtrainer mit der TuS Koblenz in vier verschiedenen Klassen und zwei Pokalwettbewerben seit Dezember 2009 schon hinter sich gebracht. Im ersten Halbjahr 2018 stehen zwei Rheinlandpokal-Spiele bis zur Titelverteidigung und noch 15 Spiele bis zum erhofften Verbleib in der Regionalliga Südwest auf dem Programm. Die Sportredaktion der Rhein-Zeitung sprach mit dem 57-Jährigen über die aktuelle Situation, die derzeit stark von Finanzproblemen der TuS geprägt und überschattet ist.
Herr Sander, Sie stehen nun schon zum dritten Mal mit der TuS Koblenz in der Winterpause vor dem sportlichen Sturz in die nächsttiefere Klasse. Ist die aktuelle Situation mit den beiden vorangegangenen in irgendeiner Form vergleichbar?
Schwierig zu vergleichen. Die aktuelle Situation ist ein Beleg für alle Umstände, mit denen wir im letzten halben Jahr zu kämpfen hatten, und auch für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Vereins.
Sie sprachen vor etwas mehr als zwei Wochen davon, dass es in Koblenz sprichwörtlich schon zwölf Uhr sei. Um im Bild zu bleiben: Wie spät ist es denn jetzt?
Es gab noch nie eine schlechtere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit – zu keinem Zeitpunkt. Es hat sich seither an der Situation nichts, rein gar nichts geändert.
Finanziell drückt die TuS ja schon über Jahre der Schuh. Wie schlimm ist es denn diesmal?
Stellen Sie solche Fragen dem Präsidium, dann bekommen Sie auch eine Antwort. Fragen Sie das Präsidium, wie es aussieht mit der Gehaltszahlung! Es ist nicht mein Part, darüber zu urteilen. Ich bin für die sportliche Situation zuständig – und die entspricht genau unserer wirtschaftlichen, von der sind wir natürlich abhängig. Wir haben einen geringeren Etat als zuvor zur Verfügung, das muss ich ja nicht laufend erwähnen. Und selbst der ist mit Problemen behaftet. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.
Lässt sich denn eine Tendenz ablesen, wie sich das Ganze bis zum Saisonende entwickeln wird?
Es besteht absoluter Stillstand. Es gibt keine Zukunftsorientierung. Worauf soll die denn basieren? Man hat ja Verpflichtungen aus der Vergangenheit nicht einhalten können, daran wird gearbeitet.
Schwenken wir auf die personelle Schiene um, sind Änderungen im Kader in der Winterpause absehbar?
Ich bin erstaunt, welche Dinge im Umfeld kursieren, welche Namen da kolportiert werden. Ich habe zum Beispiel was von Edmond Kapllani gehört. Es ist ein absolutes No-Go, dass wir über eine Verpflichtung dieser Kategorie auch nur nachdenken.
Die Torhüterfrage wird ja zurzeit heiß diskutiert: Geht Levent Vanli? Kommt Dieter Paucken?
Es gibt keinen neuen Stand. Wir haben mit Engers und Dieter Paucken gesprochen. Es ist doch klar, dass wir einen zweiten Torhüter brauchen. Dafür gibt es aber kein zusätzliches Budget.
Gibt es Absichtserklärungen von weiteren Spielern, sich der TuS anzuschließen oder den Verein im Winter verlassen zu wollen?
Ich bin abhängig von der Entscheidung, ob es weitergeht oder nicht. Man muss das im großen Kontext sehen. Uns steht das Wasser bis zum Hals, wir sind kurz vorm Ertrinken. Da weiß ich nicht, was die Zukunft bringt. Keiner denkt zurzeit über irgendwelche sportlichen Veränderungen nach, weil das nicht relevant ist. Es geht um das wirtschaftliche Überleben des Gesamtvereins.
Sehen Sie denn grundsätzlichen Handlungsbedarf für eine – nennen wir es mal – Blutauffrischung?
Noch einmal: Wir haben eine Verpflichtung den bisherigen Spielern gegenüber. Die gilt es zu erfüllen. Vorher brauchen wir doch gar nicht über die Verpflichtung neuer Spieler nachzudenken.
Anderes Thema: Sie besitzen einen Vertrag bis 30. Juni 2019. Basiert er auf der Ligazugehörigkeit Ihrer Mannschaft?
Ich rede nicht über meine Verträge. Dazu sage ich nur eins: Mir ist gerade nach anderen Dingen zumute, als über irgendwelche Szenarien im kommenden Sommer nachzudenken. Wir müssen die Situation hier und heute klären, damit es überhaupt eine Zukunft gibt. Ich bin absolut enttäuscht über den Zustand, der zurzeit im Verein herrscht.
RZ Koblenz und Region vom Freitag, 22. Dezember 2017, Seite 13.